Fünf Fragen an Boris Schubert

Boris Schubert ist Geschäftsführender Gesellschafter der Celsion Brandschutzsysteme GmbH – und seit 2025 Präsident von RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e. V. Das Präsidium wird alle vier Jahre demokratisch im Rahmen der Mitgliederversammlung neu gewählt. Boris Schubert war bereits im vorangegangenen Präsidium als Mitglied aktiv und bringt umfangreiche Erfahrung mit, beispielsweise durch seine Mitgliedschaft im DIN-Normenausschuss Bauwesen (NABau).
07.10.2025
Gütezeichen
RAL Präsident Boris Schubert im Interview RAL
  1. Herr Schubert, was genau macht das RAL Präsidium eigentlich?
    Die RAL Gütezeichen stehen für ein transparentes, unabhängiges und streng kontrolliertes System, das Verbraucher:innen, Unternehmen, dem Handel und öffentliche Einrichtungen Sicherheit und Vertrauen schenkt. Damit das funktioniert, braucht es eine Organisationsstruktur, die Unparteilichkeit, Unabhängigkeit und Neutralität gewährleistet. Das RAL Präsidium ist ein Teil dieser Struktur. Es besteht aus ehrenamtlichen Fachleuten verschiedener Bereiche, zum Beispiel aus Wirtschaftsverbänden oder Prüforganisationen. Zu den wichtigsten Aufgaben gehören die Festlegung der Grundsätze und langfristigen Ziele des Vereins, die Kontrolle der Geschäftsführung sowie die Sicherstellung einer satzungsgemäßen und verantwortungsvollen Arbeitsweise.
  2. Was hat Sie dazu bewogen, als RAL Präsident zu kandidieren und welche Ziele/Ideen haben Sie für die kommenden Jahre Ihrer Amtszeit?
    Bereits in meiner frühen Jugend war ich in Vereinen engagiert und konnte später als Stadtschulsprecher in Offenbach am Main erste Erfahrungen damit sammeln, wie man gemeinsam etwas bewegt. Dieses Engagement setze ich seit 25 Jahren im Bereich des Brandschutzes fort, der einen wesentlichen Beitrag zum Schutz von Menschenleben leistet. Zudem trägt er durch die Vermeidung von Bränden aktiv zum Klimaschutz bei, indem Emissionen und CO₂-Belastungen reduziert werden.
    Meine Kandidatur und nun meine Wahl zum RAL Präsidenten gibt mir die Möglichkeit, diese Aspekte zu verbinden. In meiner Funktion als Brandschutzexperte trete ich regelmäßig als Referent auf internationalen Veranstaltungen auf. Mein Ziel für die kommenden Jahre ist es, das RAL System international noch bekannter zu machen. Zugleich ist es mir ein Anliegen, von den Erfahrungen anderer Länder zu lernen und erfolgreiche Ansätze in unsere Arbeit zu integrieren.
    Die Welt, ihre Märkte und Lieferketten verändern sich derzeit rasant. Moderne Werkzeuge wie Social Media bieten uns die Chance, unsere Anforderungen an Qualität und Standards global zu kommunizieren. So können wir dazu beitragen, die Welt ein Stück sicherer und nachhaltiger zu gestalten.
  3. RAL hat in diesem Jahr 100-jähriges Jubiläum gefeiert. Ist das System der RAL Gütezeichen noch zeitgemäß?
    Auf jeden Fall! Denn die Grundidee hinter RAL Gütezeichen – Qualität transparent machen, Vertrauen schaffen und Standards setzen – ist nach wie vor aktuell. Gerade in unserer heutigen Zeit mit Themen wie Künstlicher Intelligenz, Digitaler Transformation, Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung gewinnen freiwillige Qualitätsinstrumente an Bedeutung. Sie bieten Unternehmen die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen, Standards aktiv mitzugestalten und Vertrauen bei Kunden, Partnern und der Gesellschaft aufzubauen.
    Darüber hinaus eröffnen RAL Gütezeichen Chancen für Innovationen: Wer sich an hohen Standards orientiert, denkt über neue Materialien, effizientere Prozesse oder nachhaltige Lösungen nach – und treibt so die Branche insgesamt voran. Sie sind ein Instrument, das Orientierung in komplexen Märkten bietet, gleichzeitig aber auch als Motor für Fortschritt und Qualität fungiert.
  4. Worin sehen Sie die größte Stärke im System der RAL Gütezeichen?
    Die größte Stärke des Systems ist seine Bekanntheit, Verlässlichkeit und Neutralität. Seit 1925 sorgen RAL Gütezeichen für einheitliche, messbare Qualitätsstandards – und das transparent für Verbraucher:innen und Handel. Unternehmen und Verbände schließen sich freiwillig zusammen und verpflichten sich, die Standards einzuhalten. Im Gegensatz zu staatlichen Vorschriften bietet diese Selbstregulierung der Wirtschaft viele Vorteile: schnelle Anpassung an neue Technologien, mehr Innovationskraft und praxisnahe Regeln.
    RAL Gütezeichen sind kein Marketingversprechen, sondern ein unabhängiges Prüfzeichen, das Vertrauen schafft. Gleichzeitig machen sie den Markt übersichtlicher, denn sie zeigen klar, welche Produkte nach definierten Kriterien hergestellt werden. Ein positiver Nebeneffekt für Unternehmen ist, dass Produkte oder Dienstleistungen mit RAL Gütezeichen bei öffentlichen Ausschreibungen oft keine weiteren Eignungsnachweise erbringen müssen.
  5. Sie sind beim RAL Forum Kreislaufwirtschaft im Oktober als Teilnehmer der Podiumsdiskussion dabei. Was genau bedeutet Kreislaufwirtschaft für Sie?
    Bei dem Wort „Kreislaufwirtschaft“ denkt man oft direkt an „Recycling“. Dabei ist es so viel mehr. Wir müssen lernen, im Kreis zu wirtschaften. Zu Beginn der Produktentwicklung schon das Lebensende mitdenken, so dass wir nicht auf Kosten zukünftiger Generationen leben. Das gilt für den Bereich der Sekundärrohstoffe (um den sich das RAL Forum 2025 dreht) ebenso wie für jede andere Facette der Circular Economy. Bei Celsion Brandschutzsysteme arbeiten wir schon lange an neuen zirkulären Lösungen – z. B. mit Verschraubungen, um nach dem Lebenszyklus das System wieder in Einzelteile zu zerlegen.
    Außerdem haben wir Brandschutzverteiler entwickelt, die auf einer Pilzbasis wachsen und somit theoretisch CO2-negativ sind. Ich freue mich darauf, erstmals aktiv beim RAL Forum dabei zu sein.
Andrea Knaden Managerin Kommunikation & Marketing

Pressekontakt

Andrea Knaden

Managerin Kommunikation & Marketing